1. Deutschland
Verfolge und kenne ich nur noch aus der Presse, aus den Berichten von Familie und Freunden. Und es macht mich so traurig. Wo ist die stolze Schönheit hin? Dieses „Made in Germany“? Das Land der Dichter und Denker? Wo bist Du?!? Diese pfiffige Persönlichkeit, die aus Trümmern Märchen schrieb? Verschollen und vergraben unter Paragraphen und verfangen in einer Mischung aus Angst und Lethargie. Liebes Deutschland ist das dein Standard? Damit meine ich nicht (nur) die Politik, nein sondern auch die Wirtschaft und jeden einzelnen als Puzzleteile der Persönlichkeit. Wieso ist es zum Beispiel der Lebensmittelindustrie nicht möglich mehr auszuliefern mehr Bringdienste zu etablieren und/ oder kontaktlose Abholpunkte auf den jeweiligen Supermarktparkplätzen? Muss das immer von der Politik kommen? Kann man nicht mal selber etwas in die Hand nehmen? Wäre Deutschland eine reale Freundin von mir, wir hätten dringenden Redebedarf. In Krisen zeigt sich der wahre Charakter eines Menschen. Wen dem so ist, dann ist Deutschland eine Persönlichkeit, die mit Krisen nicht umgehen kann. Bitte Deutschland schüttel Dich, Ruhe Dich nicht auf deinen Lorbeeren aus, lass Dich nicht von Angst und Hysterie leiten, Du kannst das. Bitte, sei wieder die schöne, die pfiffige und nicht diese keifende, zänkische Hexe. Das steht Dir nicht.
2. Südafrika
Seit Ende der 1980iger Jahre liebe ich die südlichen Länder Afrikas. Diese von Krisen, Korruption und Naturkatastrophen gebeutelten Schönheiten üben auf mich eine pure Magie aus. Und so besuchte ich auch 2020 meine Freundin Südafrika oder um konkret zu sein Kapstadt. Wie war das? Nun, unser Wiedersehen verlief selbstverständlich unter anderen Vorzeichen. Ohne negativen PCR Test hätte ich nicht einreisen dürfen und vor Ort ging nichts ohne Fiebermessen, striktes Desinfizieren sämtlicher Oberflächen und konsequentes Abstandhalten. Maskenpflicht gab es natürlich ebenfalls. Das ganze aber in einer vergnügten und höflichen Art und Weise. Egal ob in einem Café oder schlicht auf der Straße, man kann war geradezu darum bemüht dem Entgegenkommenden seinen Raum zu lassen. Seine Social Distance. Ganz ohne Hysterie aber mit einer freundlichen Konsequenz. Die erste Welle des COVID hat Südafrika derart getroffen und gebeutelt, dass man sich auf die zweite Welle vorbeireitet hat. Gut vorbereitet. Alle zusammen. Die Supermärkte, Drogerien, Apotheke, Restaurants etc. haben alle Liefer-& Abholservices etabliert, die Bevölkerung macht das tipptopp mit und ist trotzdem lebensfroh. Das Gesundheitssystem ist am Limit, aber es funktioniert. Ich konnte meiner lieben Freundin Südafrika nur wieder und wieder Respekt zollen. Kurz nach unserer Einreise wurden übrigens sämtliche Flugverbindungen nach Deutschland gestrichen. Die Mutation des Virus war in UK und Südafrika aufgetaucht. Meine deutsche Familie und ein Teil unseres Freundeskreises lief kollektiv Amok. Ihr seit in Afrika! Ja. Ihr könnt nicht zurück! Nein. Möchten ich/ wir auch nicht. Aber wenn Euch da etwas passiert….(kursiv) Es war mühsam und hat einige Stunden an Telefonaten gedauert, um zu erklären und zu versichern, dass man in Südafrika nicht mehr auf den Bäumen haust, das es auch außerhalb von Deutschland Zivilisation und ein durchaus durchdachtes Konzept zum Thema COVID-19 gibt. Als am 29. Dezember 2020 die Verschärfung des Lockdowns in Kraft traten waren wir überrascht wie geräuschlos und auch wieder wie konsequent diese durchgezogen wurden.* Zack. Akzeptiert. Bei aller Tragik, bei aller Brisanz die diese Pandemie mit sich bringt, ist es doch interessant wie manche Persönlichkeiten/ Staaten an ihr wachsen beziehungsweise wie besonnen man mit einer solchen umgehen kann. Mein Abschied von Südafrika ist mir extrem schwergefallen. Sie ist eine komplexe Lady, so schön, so reich an faszinierender Natur und doch auch so fragil in vielen Lebenslagen. Ich drücke ihr von Herzen die Daumen, dass Sie die Krise übersteht, dass der Tourismus wieder boomen und sich ihre besonnene Tapferkeit auszahlen wird.
3. USA
Tja, sagen wir so unser Wiedersehen glich einem Desaster. Meine liebe Freundin USA beziehungsweise ihre treuen Vasallen von der Imigration pferchten uns gelandeten Touristen ersteinmal dicht an dicht bei schlimmster Luft ein und ließen uns warten, bis ihre Majestät sich dazu herabließ uns zu empfangen. Fein, uns so wie Dreck zu behandeln, Problem nur: überwacht wurden wir ja von ihren großartigen Bellos. Ihren Staatsbürgern. America first? Verantwortungslos, dumm und ignorant. Ich tobte, nicht nur innerlich. Mit ein paar Tagen Abstand bin ich immer noch erzürnt. Auf der anderen Seite sehe ich Tag für Tag wieder wieso die USA doch eines meiner Herzensländer sind. Ähnlich wie in Südafrika ist man hier organisiert. Die desaströse Anfangszeit der Pandemie wurde als Lehrzeit angesehen und jetzt wird alles geliefert beziehungsweise kann kontaktlos abgeholt werden. Großveranstaltungen finden ohne Publikum statt, aber ansonsten läuft das Leben relativ normal, soweit das eine Pandemie zulässt. Zustände wie in Deutschland sind hier schon deshalb nicht möglich, weil hier der Staat nicht als Mutti (kursiv) angesehen wird. Mit der deutschen Brille betrachtet völlig absurd, aber meine amerikanische Freundin hat ein etwas burschikoseres und entspannteres Naturell als unsereiner. Man fragt nicht nach Hilfe und Anweisung, man macht, jeder so gut wie er eben kann. Und genau dafür bewundere ich Sie, für diese Macherqualität. Geht etwas schief, ist es eben schiefgegangen, aber dann macht man etwas Neues. Punkt. Das ist mein winziger Eindruck von meiner so unendlich facettenreichen Freundin, die täglich in neue Gewänder schlüpfen kann und dennoch im Herzen eine unverwüstliche Schönheit ist. Oberflächlich, gelegentlich arrogant und noch eine knappe Woche von einem blonden Narzissten regiert, aber erfinderisch, witzig und immer wieder voller Überraschungen. Das einzige was ich Miss America gnadenlos übel nehme: sie ist eine absolute Umweltsau. Das Plastik unsere Meere verschmutzt ist hier noch neu beziehungsweise interessiert exakt niemanden. In den Supermärkten wird man mit Plastiktüten regelrecht zugemüllt, kostenlos selbstverständlich, und der einzige Fortschritt, den ich in den letzten 10 Jahren miterleben durfte ist, dass auf den Tüten seit neuestem Let‘s reuse and recycle (kursiv) steht. Chapeau, NOT! Wie wäre es damit den Mist erst überhaupt nicht in Umlauf zu bringen? Komme ich mit meinem Einkaufskorb anmarschiert, heißt es immer: Oh, that is so European… Nein, das ist 2021. Man muss nicht ein glühender Verfechter von Greta sein, aber derart ignorant mit unserer Umwelt umzugehen, dass belastet unsere Freundschaft meine Liebe, nachhaltig.
Fazit
Wir haben alle unsere Stärken und Schwächen. Das gleiche gilt für meine drei Herzensländer. Wo und mit wem ich mich gerade am wohlsten fühle, ist wahrscheinlich immer ein bisschen meiner aktuellen Stimmungs- und Lebenssituation geschuldet. Fakt ist, ich möchte alle drei nicht missen. Auch wenn mich der Gemütszustand meines Herzenslandes Deutschland gerade einfach nur besorgt. Das mag aber momentan gerade aber auch derart gerade gravierend sein, da ich das Treiben aus der Ferne und auch emotionaler Distanz betrachte. Wäre ich zu Hause, würde ich vielleicht nicht derart erschüttert und entmutigt mit mir und dieser Freundschaft ringen. Please stay strong, das wünsche ich all meinen drei Ladies.
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