Im Sommer stappelen sich bei mir die Bücher meistens in einer Art Warteschleife, um dann in der grauen Jahreszeit „abgelesen“ zu werden. Meine Liebinge 2018/ 19, die ich wirklich jedem ans Herz legen kann, sind die folgenden fünf.
Muttertag von Nele Neuhaus
Die Taunuskrimis von Nele Neuhaus sind für Krimifans echte Klassiker. Kriminalhauptkomminsarin Pia Sander und ihr Chef Oliver von Bodenstein sind ein vertrautes Gespann, die von ihrer Dienststelle K11 in Hofheim aus den Leser mit auf Verbrecherjagd nehmen.
Ein alter Mann wird in seinem Wohnhaus tot aufgefunden, ob es sich um Mord handelt, ist nicht geklärt. Doch im Hundzwinger finden die Polizisten die sterblichen Überreste mehrerer Frauen, die teilweise schon sehr alt sind…. Es wird komplex und spannend. Doch Nele Neuhaus hat die Gabe ihre Charaktere sehr real zu beschrieben, so dass man sich als Leser schnell auf Augenhöhe mit den Ermittlern fühlt. Auch dank der bildlichen Beschreibung der Handlungsorte sind diese gut vorstellbar und vermitteln das Gefühl, dass man mitten im Geschehen ist.
Im Mittelpunkt der Ermittlungen stehen die ehemaligen und jetzt erwachsenen Pflegekinder des Ehepaares Reifenrath. Ihnen wurde übel mitgespielt. Während Rita Reifenrath nach außen die liebevolle Mutter mimte und sogar eine Auszeichnung bekam, schlug und misshandelte sie die Schutzbefohlenen, die Angst vor der Rückkehr in ein Heim hatten und deshalb den Mund hielten.
Nele Neuhaus verpackt geschickt die Stolpersteine, die es in einer Familie geben kann in einen fesselnden Krimi – und zeigt mit ausgestrecktem Finger auf die möglichen Probleme von Pflegekindern, die ohne Lobby ihren Pflegeeltern ausgeliefert sein können. Ich habe die über 500 Seiten wirklich verschlungen, das Buch ist mit Sicherheit kein intellektuelles Highlight, aber Tempo und Spannung sind garantiert.

Die Kunst des guten Lebens von Rolf Dobelli
Es gibt wenige, beziehungsweise nur ein einziges Buch, dass ich seit meinen Unitagen mit einem Marker mehrmals gelesen habe und jetzt auch immer noch wieder lese und auf meinem Nachtisch liegen habe. Den Dobelli. 52 kurz und prägnant geschriebene Kapitel mit Lebensweisheiten, die eigentlich jeder von uns wissen/ kennen sollte, aber die Art und Weise wie Rolf Dobelli die Dinge beim Namen nennt und auf den Punkt bringt, finde ich einfach großartig. Ich sage nur Bullshit- Detektor. Viel Spaß beim Lesen!

Becoming von Michelle Obama
Ich muss zugeben, dass Michelle Obama für mich bis zum Lesen ihrer Biographie hauptsächlich schlicht die Frau ihres Mannes war. Großer Fehler meinerseits! Was ein Buch, was eine Persönlichkeit. Ihre Kindheit in Chicago, ihre Studienzeit, ihr beruflicher Werdegang immer geprägt von Neugierde, Stringenz, Ehrgeiz und grosser Leidenschaft. Hut ab! Ich habe die Biographie auf Englisch gelesen und denke, dass das noch etwas authentischer ist als eine übersetzte Version.

Hochdeutschland von Alexander Schimmelbusch
Das Buch ist mit gut 200 Seiten kein Wälzer, das Cover ist auch eher zurückhaltend und die ersten Seiten ebenfalls naja. Ein Frankfurter Investmentbanker. Arrogant, oberflächlich, unsympahtisch, stinkreich. Victor, so der Name des Protagonisten, bedient alle Klischees. Warum wurde mir dieser Mist empfohlen, frage ich mich? Ich habe weitergelesen und frage mich nach dem Lesen des gesamten Buches: wieso dieses Buch nicht in Deutschland für mehr Aufsehen sorgt. Warum es nicht in den Medien, im Freundeskreis, in den Bestsellerlisten und in der Politik diskutiert wird. Es ist brillant, klug und politisch mehr als brisant. Ein absolut lesenswerter Denkanstoss, egal wie politisch ambitioniert man ist und egal welcher Fraktion man sich zurechnen möchte.

Mein Herz in zwei Welten von Jojo Moyes
Mein Herz in zwei Welten ist das dritte Buch von Jojo Moyes (Ein ganzes halbes Jahr & Ein ganz neues Leben). Ich habe die ersten beiden nicht gelesen und bin dennoch gleich ganz in Louisas Welt versunken. Habe Rotz und Wasser geheult und konnte diesen Schmöker schlicht nicht aus der Hand legen. Die glamouröse Welt ihrer Arbeitgeber in New York könnte von Lous altem Leben in der englischen Kleinstadt nicht weiter entfernt sein. Dort ist ein Teil ihres Herzens zurückgeblieben: bei ihrer liebenswert chaotischen Familie und vor allem bei Sam, dem Mann, der sie auffing, als sie fiel. Während Lou versucht, New York zu erobern und herauszufinden, wer Louisa Clark wirklich ist, muss sie feststellen, wie groß die Gefahr ist, sich selbst und andere auf dem Weg zu verlieren. Das ist ein kurzer Anriss dieses mitreissend geschriebnen Romans, der sich hervorragend für einen Langstreckenflug, lange (Winter-)Abende und schlicht ein gemütliches Wochenende eignet. Herrlich!

Franziska in Thoughts, 15. Februar 2018
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