Samstagmittag, 14 Uhr, Elke Heidenreich im Ohr, ich gemütlich auf unserer Terrasse. Da fängt unser Nachbar an seinen Rasen zu malträtieren. Ist klar, kaum scheint die Sonne, ist der gute deutsche Bürger im Garten. Ich trolle mich entnervt an den Schreibtisch. Steuer oder Kolumne? Kolumne und Käffchen, da muss ich nicht zweimal nachdenken. Die Woche war eh ausreichend bilanzierungswürdig: Montag, ich packte mit meiner Mutter Medikamente, Spritzen, Pflaster, Vorlagen zusammen. Viele Dinge, die noch bei meinen Eltern – meiner Mutter – im Haus sind und uns alle an meinen vor knapp sechs Monaten verstorbenen Vater erinnern. Alles Sachen, die nicht Leben retten können, aber die medizinische Versorgung von Menschen erleichtern. Als wir einen Übergabetermin mit der Diakonie vereinbarten, hatten wir natürlich die Ukraine im Kopf, doch als wir uns mit der netten Schwester trafen, kamen wir sehr schnell auf das Thema Armut und Einsamkeit in deutschen Seniorenstiften. Sich um Kinder zu kümmern und für Kinder zu spenden ist immer „in“, aber Alte und Kranke? Alter und Tod sind immer noch Tabu Themen, aber irgendwas machen diese Worte mit mir.
Racker goes Hollywood
Dienstag, keine besonderen Vorkommnisse. Mittwoch, wieder irgendwann nachmittags. Meine Mutter ruft an, sie ruft ständig an, also häufig, es sei denn, sie ist gerade beim Bridge oder sonst wo unterwegs. Man erreicht sie grundsätzlich nur auf dem Handy. Manchmal frage ich mich, wer von uns Beiden der Senior Citizen ist, aber gut. Mami am Telefon: „Der Hund braucht eine Zahnspange.“ Bei „der Hund“ handelt es sich um einen knapp sechs Monate alten Rauhaardackel (Modell Standard, nix Zwerg- oder Kaninchen), den wir Kinder meiner Mutter zu Nikolaus geschenkt haben. Er ist großartig. Racker geht meiner Mutter zuliebe sogar mit in die Hundeschule. Zahnspange? Ich hole tief Luft. „Wieso? Gibt es das überhaupt? Wir leben schließlich nicht in Hollywood.“ Die Hundelehrerin und eine Bridgefreundin hätten sie darauf aufmerksam gemacht, der Unterkiefer. Gravierend. „Mami, der Hund bekommt Nassfutter und fängt vielleicht mal ab und an eine Maus.“ Nein, Mamilein hat für den Zwerg bereits einen Termin bei einem Kieferorthopäden gemacht. Wir einigen uns darauf, dass wir gemeinsam zu dem Termin gehen. Was würde Carrie sagen? „I couldn’t help, but wonder.“ und dabei haben wir erst Mittwoch.
Donnerstag, ein normaler Tag, unspektakulär. Ich telefoniere nur kurz mit meiner Freundin Püppi und erzähle ihr von Mamis Zahnspangen Highlight. Ihr Rat: “Ui, da solltest Du vielleicht auch nicht mit jedem darüber reden?!“ Nein, tue ich auch nicht. Schäme mich auch so.
Lass‘ uns das Leben tanzen
Freitag? Büro. Klassisch. Kein Wahnsinn, allerdings bin ich immer noch nachdenklich und traurig, auch wenn sich der Frühling ankündigt. Heute Abend sind wir zum Essen eingeladen. Seit Anfang Februar sind wir eingeladen, jedes Mal mussten wir die Abende kurzfristig absagen: Big C all over the place. Jetzt ist es 16 Uhr 25, noch steht der Termin. Ich bin negativ getestet soweit ich die Nachrichtenlage meines Handys im Blick habe, alle anderen auch, aber nun habe ich nichts anzuziehen. Irgendwas ist eben immer. Zumindest solange wir das Leben in seiner ganzen kunterbunten Verrücktheit erleben dürfen.
Danke, x Franziska
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Franziska in Thoughts, 25. März 2022
Lass uns ganz bald wieder zusammen durchs Leben tanzen …Miss you! Xxx