„Wenn ein Freund ein bisschen Erfolg hat, stirbt etwas in mir.“ so ein markiges Statememt des amerikanischen Schriftstellers Gore Vidal.¹ Eine launige Einzelmeinung oder eine uns alle betreffende Emotion? Der Neid. Ich fürchte zweiteres. Schon die Biebel hat mit Kain und Abel ihre Neid- Story und die Gebrüder Grimm legten mit Schneewittchen gleich noch einen oben drauf. So zerstörerisch und sinnlos der Neid auch ist, so alt und altbekannt ist er der Menschheit damit auch.
Was lässt uns grün vor Neid werden?
Geld, Erfolg, Glück in der Liebe – wenn jemand vermeintlich besser gestellt ist als wir, dann schlägt er zu, der Herr Neid. Aber warum? Ist das nicht Äpfel mit Birnen vergleichen? Jein. Entscheidend ist offenbar der Impuls: „Das könnte auch ich sein.“ Nur dann schlägt Herr Neid zu. ²
Die Tennis-Lady vom 1. FC Hinterposemuckel wird sich grundsätzlich eher nicht mit Serena Williams vergleichen, sondern mit ihrer Kontrahentin von Sparta Vorderposemuckel. Das diese dieses Jahr Kreismeisterin geworden ist, ist für Sie ein untragbarer Zustand. Sie hat etwas erreicht, was Sie auch hätte erreichen können. Sie hat sich mit dem Erlangen des Titels in eine ihr überlegene Position, nämlich die der Kreismeisterin, gebracht. Herr Neid ist am Start. Und was macht Herr Neid mit uns? Er hat zwei Optionen. Erstens, er spornt uns, oder um am obigen Beispiel zu bleiben, die Tennis- Lady von 1. FC Hinterposemuckel an, für nächstes Jahr mal so richtig Gas zu geben und im Finale der Kreismeisterschaften die Kontrahentin von Sparta Vorderposemuckel mit einem klaren 2- Satz- Sieg vom Platz zu fegen. Dann Bravo, Herr Neid. Well done! Option 2 des Herrn Neids, Hass, Hetze und üble Nachrede. Die „böse“ Seite des Neides und ein Armutszeignes für jeden der ihn empfindet und äußert. Aber was meinte Seneca vor knapp 2000 Jahren schon dazu: „Nie wird einer glücklich sein, den das grössere Glück eines anderen wurmt.“ Dem ist bis heute nichts hinzuzufügen.
Wie entgeht man (frau) den Fängen des Herrn Neids?
Es ist eigentlich ganz einfach. Vergleichen Sie sich einfach mit niemanden. Leben Sie ihr Leben. Seien Sie ihre ganz persönliche Pippi Langstrumpf und drehen Sie nicht durch, weil ihre Nachbarin plötzlich mit einem Porsche 911 Turbo um die Ecke gebraust kommt, während Sie noch einen VW Golf fahren. Atmen Sie mal tief durch, Sie werden beide ganz gepflegt von A nach B kommen. Ihre 8 beste Freundin Susi Süß ist jetzt mit Kind Nummer drei schwanger und hat sich regulär bei mytheresa.com IHRE Gucci Sneaker gekauft, während sie noch bei Kind Nummer eins rumdümpeln und eisern auf den Sale sparen müssen. Miststück! Sofort die Freundschaft beenden. Scherz. Susi Süß lebt ihr Leben, Sie sollten das ihrige leben. Basta. Niemanden wird heiraten, Kinder bekommen oder sich ein Paar Schuhe kaufen, um ihren Neid zu triggern.
Das gleiche gilt für die Welt der sozialen Medien. Likes, Followers, Friends usw. sind eine Seuche. Instagram und Co. vermitteln eine Hyper- Vergleichbarkeit, die ruckzuck Herrn Neid auf den Plan ruft. Wie sich das lösen lässt? Wieder ganz einfach. Tuen Sie sich Instagram und Co. einfach nicht an. Pfeifen Sie auf getunte Bilder und gekaufte Freunde. Das reale Leben ist doch Leben genug.
Was tuen, wenn Sie selber (vermeintlich) beneidenswert sind?
Wieder ist die Lösung so einfach wie naheliegend. Schweigen Sie sich einfach aus. Bleiben Sie bescheiden, bewahren Sie die Welt vor der Neidkrankheit und leisten Sie so ihren Beitrag zum Gemeinwohl.³ Und falls es Sie doch erwischen sollte, halten Sie es schweigend aus.
Alternativ können Sie auch fröhlich „Mer muss och jünne künne“ trällern. Das wäre dann der kölnische Lösungsansatz. Inwieweit dieser über die Stadtgrenzen hinaus funktioniert, müsste getestest werden…
Auf ein neidfreies Leben. Danke für’s Lesen. x, Franziska
Fussnoten:
- Vgl. Rolf Dobelli, Die Kunst des guten Lebens, Piper Verlag 2017, S. 201 ff.
- Die Kirschen in Nachbars Garten, spectrum.de
- Vgl. Rolf Dobelli, Die Kunst des guten Lebens, Piper Verlag 2017, S. 205
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Franziska in Thoughts, 04. Juni 2019
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