Carpe diem. Klingt ein bisschen nach Yesterday, ein bisschen verstaubt, ein bisschen nach von Omi oder aus dem Poesiealbum von 1982 geklaut. Doch was heißt diese Sentenz eigentlich genau? Google hilft. Der römische Dichter Horaz (*65 v. Chr., † 8 v. Chr.) fordert in der Schlusszeile als Fazit eines Gedichtes dazu auf, die knappe Lebenszeit zu genießen und nicht alles auf den nächsten Tag zu verschieben. Wörtlich übersetzt würde man bei „Pflücke den Tag“ landen. Ob seine Intention dem Nutzen oder dem Genuss gewidmet war, scheint umstritten, eindeutig ist wohl aber, er meinte nicht die stumpfe Lethargie, die nicht erst seit Corona, aber sicherlich durch Corona verstärkt sich in unserer Gesellschaft breit macht.
Sicher hat jeder von uns ein anderes Energielevel und einen anderen Erwartungshorizont, aber eines haben wir alle gemeinsam und das ist eine begrenzte Lebenszeit. Egal ob alt oder jung, arm oder reich, dick oder dünn, die Uhr tickt. Bei jedem von uns. Und will man wirklich mit einem Leben, das einen weißem, leeren Blatt Papier gleicht sich auch wieder von dieser Erde verabschieden? Menschen, die viel zu früh wieder aus ihrem Leben gerissen werden, als das sie die Chance hätten, ihrem Leben ihren Stempel aufzudrücken, haben dieses Privileg nicht, aber unsereiner?
Wir sind doch nicht dazu geschaffen, um im Bett zu liegen, oder um gerade nur so über die Runden zu kommen. Um mit einer Null Bock oder „Das passt schon“ Attitüde durchs Leben zu eiern. Nur weil es Menschen gibt, die geradezu süchtig nach Erfolg- und Produktivität sind, und damit durchaus unangenehme Zeitgenossen sein können, ist das Prinzip als solches doch nicht verkehrt. Ich selber ärgere mich immer über mich, wenn ich etwas nicht gemacht habe, nicht wenn ich etwas gemacht habe. Etwas einfach mal zu machen ist doch viel erfüllender und befriedigender als Netflix und chronisches Gejammere. Gut, wer nichts macht, macht auch nichts verkehrt, aber ist das eine Lebensmaxime?
Wie wäre es stattdessen mit Passion, Fleiß und einer Prise Disziplin seinem Leben etwas Pfeffer zu verleihen?
Einfach mal Machen
Klingt esoterisch? Ist aber schlicht pragmatisch gemeint. Wir haben dieses eine Leben, ein einziges, nicht zwei, nicht drei, nicht 1,5. Schlicht 1. Ist es da zu viel verlangt, dass ein jeder dieses Leben wirklich lebt und nicht mit „Dream Big“ Geschwätz, Gleichgültigkeit oder Gejammere die Gesellschaft und sich selber belästigt? Kann nicht ein jeder höchstpersönlich seinen Hintern vom Sofa bewegen und produktiv sein? Carpe diem. Wir berauben uns doch unserer eigenen Lebenszeit und die gibt es nirgends wieder. Die Minuten und Tage, die vergangen sind, sind unwiderruflich verstrichen. All die Stunden, Tage und Minuten, die wir also unmotiviert und träge vor uns hinleben, sind die reinste Zeitverschwendung. Ein unwiederbringlicher Verlust. Nicht gemachte Reisen, nicht genutzte Chancen, nicht gelernte Sprachen, nicht geschriebene Bücher, nicht gemachte Erfindungen, nicht getroffene Freunde und Familienangehörige und vieles mehr. Oder ganz banal eine nicht ausgeräumte Spülmaschine, eine nicht gemachte Steuererklärung und ein Berg nicht gebügelter Wäsche.
Learning
Ist das der Anspruch an uns selber? Bitte nicht. Egal, ob Carpe diem jetzt mit nutzte den Tag oder genieße den Tag übersetzt werden kann/ soll, jeder sollte es sich für sich einfach maximal schön machen und das Beste aus jedem einzelnen Tag herausholen, egal was das für jeden einzelnen für uns bedeutet.
In diesem Sinne, danke für’s Lesen und auf einen beschwingten Tag. x, Franziska
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Franziska in Thoughts, 02. September 2021
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